Das Schwarze Haus der Süddeutschen Zeitung
Als Jugendlicher habe ich das „moderne“ Haus, wenn ich in der Stadt war, gerne besucht. In seiner tiefen Arkade gab es mehrere freistehende Vitrinen, in einer von diesen war ein Fernschreiber. Eine elektrische Riesenschreibmaschine die kontinuierlich schrieb. Meldungen von Reuters tippte sie mit lautem, rhythmischem Geräusch auf einen Stapel gefalteten Papiers. Ich war fasziniert.
Dieses Haus, das sogenannte „Schwarze Haus der SZ“ wurde von den Architekten Detlev Schreiber, Herbert Grothusen und Gernot Sachsse zwischen 1963 und 1970 gebaut. Es stand unter Denkmalschutz. Mittlerweile wurde es abgerissen und ich bedauere dies sehr.
Es war ein typisches Gebäude dieser Zeit: ein Stahlbau und nicht sparsam in seinen Mies van der Rohe-Zitaten. Aber es war in meinen Augen viel mehr als das. Es war an diesem Ort eine geniale Uminterpretation der Miesschen Vorbilder. Dass es nicht freistand, auf der einen Seite an ein Nachbargebäude angebaut war, auf der anderen Seite eine schmale Gasse begrenzte und mit seiner Arkade auf den Platz davor reagierte machte es hier, am Färbergraben, zu einem selbstverständlichen Stadtbaustein – trotz der Materialität und Farbe seiner Fassade und der schon erwähnten Mies-Zitate. (Die Geschichte der Mies-look-alike-Architekturen in Deutschland sollte noch geschrieben werden.) Es war als Architektur seiner Zeit nicht so außergewöhnlich, aber an diesem Ort einmalig. Mittelalterlicher Stadtgrundriss mit Mies-Intarsie. Deshalb bedauere ich den Verlust dieses Hauses an dieser Stelle.
Es gibt aber noch einen zweiten, geradezu tragischen Aspekt, der zum Abriss führte. Diese Nachkriegsarchitektur mit der Bildsprache des „International Style“ wird regelmäßig als nicht für Umbauten geeignet beschrieben. Mit der sich schmerzlich wiederholenden Folge, dass diese Gebäude abgerissen werden (zuletzt geschehen beim Osramgebäude). Dieser fatale Kurzschluss ist schwer zu ertragen, wenn man in der Geschichte des Bauens immer auch die Geschichte des Umbauens eingeschrieben sieht. Dass es gerade für die Bauten dieser Epoche noch wenige Beispiele gelungenen Weiterbauens gibt, sollte doch Herausforderung genug sein, auch diesen Bestand weiterzuentwickeln, neue Nutzungen einzufügen und ihren das Stadtbild prägenden Charakter zu erhalten.
Anton Mang, Februar 2019
zur Person:
Chapeau: Dieser Beitrag ist ein typischer „Mang“ – würde ich respektvoll sagen. Und das freut mich sehr. Alles andere wäre schade.
Die typisch münchnerische Entsorgungsmentalität des bisschen „INTERnational Styles“ in der „WELTstadt mit Herz“ in Form dieses SZ Hauses zu beleuchten, kommt „bloßstellender Valentinerei“ nahe. Und das ist halt typisch „gemangt“
Mehr „gemangtes“ unter:
www.undmang.de
Thomas Gerstmeir, Februar 2019