April 2025

dieses mal: Thomas Gerstmeir

Zielturm Regattastrecke München-Oberschleißheim
von Eberl und Partner, München, 1969

Dass die Ruderregatta-Anlage von Olympia München 1972 ein Beispiel für gelungene Nachnutzung und dauerhafte Bereicherung des Freizeits- und Sportsangebotes ist, wird an einem sonnigen Feiertag wie dem heurigen 1. Mai klar: Da zeigte sich nämlich genau dort ein quirliges Durcheinander verschiedenster Sportarten, die von Hobby- sowie Profisportlern zu Wasser und Land friedlich nebeneinander ausgeübt wurden. Und dieses Gemeinsam greift auch auf die Zuschauer über. Der damals geplanten Heiterkeit kann Frau und Mann sich auch heute nicht erwehren. Extrem ansteckend diese Freude!
Dabei gehört es wohl zu den größeren architektonischen Abenteuern, „Heiteres“ auf einem Acker 6 km vor der Stadt aus dem sprichwörtlichen Boden zu stampfen. Hätte ich als Architekt erstmal Respekt vor.

In diesem Fall wurde dabei mit Fertigteilen aus Beton, kombiniert mit Holzapplikationen eine Art „BayWa-Silo-Style“ entwickelt, der modular für verschiedenste Gebäude mit so skurrilen Nutzungen wie z.B. dem Zielturm eingesetzt wurde. Das war pragmatisch und von regionalen Firmen ausführbar. Subjektive Schönheitsideale oder gar der Missbrauch von Volkstümlichem schienen nicht so wichtig gewesen zu sein. Und trotzdem könnte man sich an die Jahrhunderte alte Tradition der Mischbauweisen aus Ziegel und Holz landwirtschaftlicher Anlagen erinnert fühlen.
Was für eine Zeit! Was für ein Mut! Und ja: Auch zur Lücke!
Wenn ich ehrlich bin, fällt es mir schwer, dem heutigen, zur biedermeier´schen Überregulierung neigenden Bayern so etwas noch zuzutrauen.
Ich hoffe sehr, dass mich mein Gefühl hier täuscht.

Thomas Gerstmeir, April 2025

Foto: Florian Braun, München

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