diesesmal: Prinzregent von Bayern
CASA DEL GON 2.0 – Und sie bewegt sich doch …!
Hat denn wirklich der in dieser fulminanten Häuser-Reihe erschienene Beitrag Nr. 10/2015 über den zukunftsweisend multifunktionalen Gebäudetypus der „Casa del Gon“ diesen wahrhaften >Ruck< durch die Köpfe von Investoren und Stadtverwaltern gehen lassen, wie er bereits vor Jahren bundespräsidial gefordert wurde? Man wird wohl davon ausgehen müssen.
Aus dem Basisentwurf der „Casa“ wurde seither unter anderem für das Werksviertel am Ostbahnhof ein Drehrestaurant mit Ausblick entwickelt, und für den Olympiapark ein völkerverständigendes Spaßkarussell für Kinder aller Art geschaffen.
Und nun scheint den Stadtverantwortlichen ein ganz besonderer Coup gelungen zu sein mit dem der Königsplatz seine ultimative Krönung erfahren könnte – eine Fassadenertüchtigung der Propyläen!!
Nebenan wagten sich ambitionierte Interpreten kürzlich noch mit einer sehr eigenwilligen Gebäudeverhüllung der Glyptothek á la Christo aufs künstlerische Glatteis, doch bei den Propyläen ist jetzt alles anders. Hier werden wir überrascht von einer neu vorgehängten Doppelfassade. Es erwarten uns allerdings keine gewöhnlichen Sandwichelemente, sondern – man glaubt es kaum – ein bunter Reigen vorgehängter „Case del Gon“. Da legst di nieder!
Die schlüssige Argumentation des Münchner Oberbürgermeisters, der diese technische Innovation zusammen mit dem Münchner Kindl in diesen Tagen einweihte war, dass das „altmodische Erscheinungsbild dieses Münchner Klassizismus´ durch die neuen Elemente endlich einen Einfluss von Zeitlosigkeit hinzugewinnt“. Die Stellvertreterin des OB, die statt der Vielfarbigkeit lieber alle Elemente in grün gesehen hätte, ergänzte, dass ihr das „ungenügende energetische Konzept der Propyläen mit ihrem ungedämmt zugigen Säulenhaufen“ immer schon ein Dorn im Auge gewesen sei. Abschließend wies das Münchner Kindl noch darauf hin, dass vorbildlich vorausschauend in der gesamten Landeshauptstadt seit je her alle Casa-del-Gon-Elemente nur mit einem Coronaabstand von min. 1,50 m zueinander verbaut wurden. Bei soviel Jubelgesang wundert man sich nur, wo denn der Bayerische Ministerpräsident bleibt.
Werden die Propyläen nun weinen? Sagen wir mal so, dieser von König Ludwig I. privat finanzierte und leichtsinnigerweise an die Stadt München verschenkte Bau hat schon so vieles ertragen und überstanden, dass er selbst gute Chancen hätte, einmal Haus des Monats zu werden: Den Niedergang der bayerischen Monarchie, Chaos wegen einer Linksverkehridee, die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte und ihre Aufmärsche, ein Ludwig II. Filmspektakel und sogar eine Bühne mit Helene Fischer die in den hellenischen Tempel hinein das Lied von der Biene Maja zum mehr oder weniger Besten gab – all das haben die Propyläen schon standhaft verschmerzt. Wer aber ganz sicher weinen wird, ist die Bavaria. Ihre Blicke gehen dieses Jahr ohne Unterbrechung ins Leere, da ist auch eine Dekoration aus Sandstrand und Palmen kein Trost. Im Gegenteil.
„Leben ist Veränderung“ sagt Falco, „Ois anders“ heißt schon die letzte der den alles verändernden Niedergang ausmalenden Folge von Dietls Münchner Geschichten. „Die Zeiten sind hart, aber modern“ bringt es ein gerade um seine Existenz kämpfender Schwabinger Künstlerkneipenwirt trocken auf den Punkt.
Und so dreht sich zum ersten Mal seit über 70 Jahren im Herbst 2020 kein berauschendes (Fahr-)Geschäft auf der Theresienwiese, dafür aber die Casa del Gon auf dem Königsplatz.
Bei allem Wehklagen sollte aber eindeutig die Erkenntnis wach bleiben, dass es immer klug und wichtig ist, auf besondere Herausforderungen mit besonderen Maßnahmen zu reagieren.
Als dann …
zur Person und Gestalt des Prinzregenten:
Schon mit seiner ersten Casa del Gon hat er uns sehr erfreut, der Prinzregent. Nun haben Folgebeiträge immer das Problem, besser wie die Erstversion sein zu müssen. Das hat er auf eindrucksvolle Weise geschafft.
Wer mehr über diese Figur aus der Münchner Mythenwelt erfahren will, kann sich im Beitrag vom Oktober 2015 informieren. Damals war von mir geplant, seinen richtigen Namen zu nennen, wogegen er sich selbst vehement ausgesprochen hat. Diesmal hatte ich ihn schon fast soweit, dass er einer Offenbarung der Identität hinter dem Mythos zugestimmt hätte.
Doch ganz plötzlich fällt es mir schwer, das Mysterium dieser Kunstfigur des Prinzregenten so mir nichts dir nichts aufzulösen. Zu wertvoll und liebenswürdig erscheint mir die unausgesprochene Identität.
Und deshalb: wer wissen will, wer sich hinter dem Prinzregent verbirgt, muss nachfragen!