Dezember 2024

dieses mal: Thomas Gerstmeir

Ferienhaus in Rodalquilar von V.L. Cotelo

Zusammen mit meinem Freund und Kommilitonen Andreas Kretzer durfte ich im Studium ein sehr großes Modell vom „Gymnasio Maravilla“ in Madrid bauen – ein Projekt von Alejandro de la Sota aus den 1960ern. Unsere Arbeit stand dabei mehrere Semester unter ständiger und persönlicher Beobachtung von Herrn Prof. Cotelo. Und wir haben so viel gelernt wie selten an der TU München. Und viele von den von Herrn Cotelo vermittelten Haltungen und Denkweisen sind in dem kleinen Haus in Rodalquilar erkennbar.

Natürlich reicht das kleine Haus nicht aus, große Theorien zu begründen und aufzuzeigen. Ein Farnsworth-House ist es nicht, keine Ikone einer kompletten Neuausrichtung der Architektur. Und vielleicht ist es genau das, was mir so sympathisch ist. Sozusagen eine sehr gut gemachte „Realo-Architektur“, evtl. sogar dem kritischen Regionalismus zuzuordnen.

Zentrum des Hauses ist der große Innenraum mit der waghalsigen Treppenanlage, die sich beinahe organisch mit dem Ofenrohr verwickelt. Der Ofen wirkt wie beim Einzug beiläufig an einem grade passenden Ort abgestellt. Und bestimmt somit ganz selbstverständlich den Raum und somit auch seine Wirkung.

Und so zieht sich das Prinzip der „geplanten Selbstverständlichkeit“ durch das ganze Haus: kein Zentimeter wirkt verschenkt, keine noch so enge Ecke bleibt ungenützt, keine Materialauswahl ist zufällig und gar rein repräsentativ. Modische Ansätze sucht man vergebens, fast drängt sich einem die Idee der „Architektur ohne Architekten“ auf. Man muss Cotelo wohl persönlich erlebt haben, um zu wissen, dass diese Haltung nicht aus reiner Bescheidenheit entstand.

Sehr gut ist das Ferienhaus und noch viel mehr in der letzten Ausgabe (12-2024) der „Werk, Bauen + Wohnen“ dokumentiert. Man kann dieses Heft nur wirklich empfehlen: Endlich wird auch Architekt Cotelo entsprechend dokumentiert und sein Werk gewürdigt.

Das Foto wurde uns von freundlicherweise von Pedro Noguera Sánchez zur Verfügung gestellt. Zu erreichen unter: www.pedronoguera.es

 

Foto: Pedro Noguera Sánchez

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