Stadtbad, Adalbert Swoboda, 1895, Medená 6, Bratislava
Das einzige Stadtbad in Bratislava: ein ganz normaler austro-ungarischer Historismus-Bau, der etwas schwer zu finden ist, wenn man nach einem Bad sucht. Wegen der Rekonstruktion kann das Haus nun von außen betrachtet werden, in der Presse aus dem Jahr der Eröffnung in 1895 wurde der Weg des Besuchers jedoch so beschrieben:
„Die erste Tür führt in einen geräumigen Umkleideraum mit bequemen Kabinen. Von diesem langgestreckten Raum aus gelangt man in einen kleineren Raum mit einem verspiegelten Bad mit lauwarmem Wasser. Die nächste Tür führt in einen Raum voller Dampf. Der nächste Raum ist der Massageraum, der in einen geräumigen Raum mit einem großen Spiegelbad führt. Hier kann der Besucher die Annehmlichkeiten des Badens in vollen Zügen genießen, bevor er sich zu den Umkleideräumen begibt. Im nächsten Raum gibt es ein kleineres Becken mit kaltem Wasser, in dem der Besucher seinen heißen Körper abkühlen kann. Er quert einen weiteren Raum durch, in dem sein Körper abgetrocknet wird. Er erhält trockene Kleidung und betritt in diesem Kostüm das Atelier der Friseure und Hühneraugenentferner. Hier kann er sich entspannen, eine Zeitung lesen, sich die Haare schneiden lassen, seine Hühneraugen loswerden – alles nach Belieben.“
Das Bad war bis 1994 für die Öffentlichkeit zugänglich, was bedeutet, dass danach fast zwei Generationen keinen Badebetrieb mehr erlebt haben. Die Stadt verfügt zwar über mehrere Sommerbäder oder Schwimmbecken, die seit den 1960/70er Jahren oft Teil von Schulbauten sind, das Stadtbad im traditionellen Sinne befindet sich allerdings nur in diesem Komplex.
Entworfen wurde das Projekt vom Wiener Architekten Adalbert Swoboda, dem Architekten des Zentralbades in Wien. Es wurde zwei Mal erweitert – 1914 um drei Schwimmbecken, eine Dampfkammer, eine Wärmekammer und einen 40m hohen Klinkerschornstein. Der zweiten Erweiterung in den Jahren 1929-1930 um ein Wohnhaus durch Friedrich Weinwurm und Ignaz Vécsei möchte ich den nächsten Beitrag widmen.
Weiterführende Informationen zur Rekonstruktion kann man auf der Website Grössling finden.