Haus in Monemvasia
von Stefan Riedel
Vielleicht ist es ungewöhnlich, mein Haus des Monats. Bereits einige Zeit nicht mehr als Haus im Sinne einer Wohn- oder Arbeitsstätte für Menschen genutzt, ist es dennoch unverkennbar ein Haus. Ein Archetypus, in einer nach meiner Vorstellung kaum noch zu überbietenden Einfachheit und einer wunderbaren Verbindung zum Ort. Es wirkt wie in einem Stück präzise aus dem Fels geschnitten und mitsamt der Vegetationsnarbe nach oben geschoben. Material, nicht Farbe.
Möglicherweise aus einem dankbaren Umstand oder einfach nur pandemiebedingt, und dem geschuldet, dass eine Stornierung der Reise nicht ohne größere Verluste möglich gewesen wäre, durfte Ich das Haus an diesem Ort ganz alleine erleben.
Das Haus steht in Monemvasia, auf einem Felsen zwischen Ägäis und dem Mittelmeer, an der Küste des Peloponnes. Errichtet wurde es nicht so, wie es jetzt dasteht. Nach 1715 als Teil einer osmanischen Zitadelle erbaut, war es wahrscheinlich mit einem präzisen Ziegeldach gedeckt und entsprach so wohl noch klarer dem Archetypus. Ein Zweckbau, wohl auch in der Funktion eines Wehrturmes genutzt, der vielleicht nie als Architektur bezeichnet werden konnte.
Die Nutzung der Festung wurde 1823 aufgegeben. In Folge hat die Vegetation seinen Weg auf das Haus gefunden, irgendwie auch einige Felsstücke. Was entstanden ist, ist ein Haus wie aus dem Ort gewachsen. Seine klare Form ist dabei nicht verloren gegangen.
Es ist ein Haus an einem Ort, in einer Materialität und in einer Gestalt, so wie ich gerne ein Haus bauen wollte.
zur Person:
Passend zur anstehenden Ferienzeit, hat Stefan über dieses vergessene Haus des Monats geschrieben. Es weckt, zweifelsohne, Sehnsüchte. Unklar bleibt jedoch, ob die Schönheit des Ortes oder die Schönheit des Hauses diese Gefühle in uns weckt… Vermutlich beides…
Sowohl Stefan als auch mich hat es auf jeden Fall darin bestärkt, dass ein Haus die architektonische Identität des Ortes wiedergeben muss.
Stefan, vielen Dank für Deinen Beitrag!
Siniša „Drago“ Inić