Mai 2018

Projekt: Überdachung in Dobrava, 1971
Architekt: Oton Jugovec
Foto: Maruša Zorec

Vermutlich schramme ich mit meinem Beitrag für das ‚Haus des Monats‘ gerade knapp an einer Themaverfehlung vorbei. Die Wahl ist auf ein Dach gefallen – also noch nicht einmal auf ein Haus, aber immerhin auf ein Stück Architektur. Und es kommt noch schlechter: Ich habe das Dach noch nicht einmal persönlich gesehen.
Aber es steht schon länger auf der Liste potenzieller (Architektur-) Reiseziele und ich frage mich des öfteren weshalb. Denn eigentlich ist es nur ein Dach. Ein Auftrag an einen Architekten, die wenigen Überreste einer ehemaligen Kapelle vor Witterungseinflüssen zu schützen.
Aber die Art und Weise, dieses Dach zu entwerfen und zu bauen ist ein Bespiel, welches ich immer wieder gerne mit Bauherren bespreche. Denn es zeigt das Potenzial von Architektur: Sie kann aus einem einfachen Dach eine ausdrucksstarke Figur erzeugen, einen spannungsvollen Raum darunter und ein Stück Architektur, welches aufgrund seiner komplexen aber nicht kompliziert entworfenen Struktur auch beim mehrmaligen Betrachten und Nachdenken immer neue Wahrnehmung erzeugt. Das Schutzdach erfüllt nicht nur präzise die gestellten Anforderungen sondern stellt darüber hinaus Fragen über das Stehen, Stützen, Hängen etc …

Alexander Tochtermann, Tochtermann Wündrich

Zur Person:
Understatement ist auch ein Statement!
Manchmal sind die vermeintlich einfachen Dinge wesentlich vielschichtiger und interessanter als sie auf den ersten Blick erscheinen. Als Kollege an der Kunstakademie habe ich miterlebt, dass Alex normalerweise kein Verfechter des Understatements ist. Er bezieht klar und bestimmt (s)eine Position, sowohl in der Lehre als auch in der Architektur.
Ein Überzeugungstäter!
Danke für Deinen Beitrag!

Siniša „Drago“ Inić, München, 30.04.2018