Atelierhaus für die Landeshauptstadt München, 1955, Heßstraße 27
von Andreas Wolf Schulze
In einer gewöhnlichen Straße in der Münchner Maxvorstadt, die geprägt ist von Wohn- und Alltagsarchitekturen des Wiederaufbaus der Nachkriegszeit, sticht ein Haus im Blockrand hervor.
Georg Hellmuth Winkler (1899 – 1978), ein bedeutender, aber in Vergessenheit geratener Baumeister Münchens, baute 1955 ein Atelierhaus für die Landeshauptstadt München. Die prägende Nordfassade der Heßstraße weist drei überhöhte Geschosse gegenüber der Nachbarbebauung auf, während hingegen die Südfassade im Steinickeweg die üblichen fünf Geschosse einhält. Das aufgeständerte Erdgeschoss mit Laden lässt geschickt eine Durchquerung des großen Maxvorstadtblocks für Fußgänger und Automobil zu. Im Inneren des Hauses befinden sich großenteils durchgesteckte zwei- bis drei Zimmer-Wohnungen mit einem großzügigen Atelier in Richtung Heßstraße. Eine interessante Schnittlösung vermittelt und trennt sogleich zwischen Wohnen und Atelier.
Bis auf kleinere Veränderungen ist dieses Gebäude bis heute in seinem Originalzustand erhalten, noch immer wohnen und arbeiten hier Künstler.
von Andreas Wolf Schulze, 5.10.2018
Zur Person:
Andreas Wolf Schulze forscht an der Professur für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München über den Architekten Georg Hellmuth Winkler. Dessen Werk – bis Stand heute – umfasst knapp 160 Bauten in München und Umgebung, davon ca. 20 Gebäude direkt in der Münchner Altstadt, darunter das Deutsche Patentamt mit Franz Hart. 2019, zum 120- jährigen Geburtsjahr ist eine erstmalige Monografie und Ausstellung über den Architekten Georg Hellmuth Winkler geplant.
Wir danken Andreas für diesen erfrischenden Beitrag. Die Monografie wird natürlich gleich vorbestellt.