Warum Weiter- und Umbauen?
Das Wirtschaftswunder-Deutschland erlebte in den 60er- und 70er Jahren eine bauliche Klimax. Gigantische Wohnungsbau- und Infrastrukturprojekte spiegelten eine Aufbruchstimmung, den Glauben an eine bessere Zukunft und gesellschaftlichen Wandel. Radikale städtebauliche Ansätze, strukturalistisches Planen und Massenfertigung in der Bauproduktion waren nicht nur mehr architektonische Ideen von ein paar Visionären, sondern hielten Einzug in den gebauten Alltag.
Nach ersten Wiederaufbau- und Rekonstruktionsmaßnahmen begann auch München neu zu bauen. Projekte wie das Klinikum Großhadern, der Ausbau des Stachusuntergeschosses, Wohnbebauungen in Haar und Perlach wurden in Rekordzeit geplant und umgesetzt. Das Olympiagelände am Oberwiesenfeld ist nicht nur wegen seines Zeltdachs ein Zeuge gelungener Großstrukturen. Das Ansehen von Wohngebieten wie „Am Hasenbergl“ stieg in den letzten Jahren bei der Bevölkerung wie auch der Immobilienwirtschaft ständig an.
Heute, 50 Jahre später, bedarf es der Sanierung dieser Bauten. Nicht nur neue Anforderungen an Komfort, Wärme-, Schall- und Brandschutz, sondern auch die in die Jahre gekommene Bausubstanz machen dies notwendig. Die voranschreitende Privatisierung der Großstrukturen in kleine Einheiten und der Generationenwechsel verändern die Eigentumsstruktur und ermöglichen den Zugriff.
Diese Sanierungswelle bietet die Chance und die Aufgabe, die 60er-Jahre-Strukturen weiter zu entwickeln.
Altenwohnen
Der demographische Wandel zieht einen stetig wachsenden Bedarf an Pflegeeinrichtungen und Wohnungen für ältere Menschen nach sich. Zudem steigen die Anforderungen an die Ausstattung der Pflegeheime selbst stark an. So ist für förderfähige Anlagen seit 2013 ein größerer Anteil an Einzelbettzimmern gefordert. Vor allem bestehende Pflegeheime aus den 60er und 70er Jahren kommen baulich wie ausstattungsbezogen in die Jahre und weisen eine sanierungsbedürftige Bausubstanz auf.
Neuperlach
Als das größte deutsche Wohnungsbauprojekt der 60er Jahre ging Neuperlach in die Geschichte ein. Aber nicht nur zur Behebung des Mangels an Wohnungen klassischer Nutzung, sondern auch zur Bereitstellung von besonderen Wohnformen wurde das Projekt vom Münchner Stadtrat 1961 in Auftrag gegeben.
Plievierpark
Die „Neue Heimat“ entwickelte als Maßnahmenträger für die Entlastungsstadt an der Münchner Peripherie 1968 das „Sozialzentrum am Plievierpark“. Es sah neben einem Pflegeheim ein Wohnhaus für Altenwohngemeinschaften und Seniorenapartments, einen Kinderhort und Mitarbeiterwohnungen vor. Der Komplex besteht aus drei größeren Häusern mit jeweils 7 Geschossen und flachen, verbindenden Zwischenbauten. Die einzelnen Immobilien sind seit Fertigstellung teilweise an verschiedene Besitzer verkauft worden.
Horst-Salzmann-Zentrum
Die Arbeiterwohlfahrt München (AWO) unterhält im Plievierpark das Horst-Salzmann-Zentrum als Altenpflegeheim. Es besteht aus einem Hauptgebäude (Bettenhaus) und einem eingeschossigen Flachdachanbau mit Nutzungen wie Speisesaal, Küche und Verwaltung. Im Jahre 1980 wurde das Erdgeschoss erweitert und durch weitere Flachbauten ergänzt.
Weitere kleinere Umbauten (1992, 1993, 1997, 1998, 2007) folgten und schwächten das Nutzungskonzept der Einrichtung vor allem im Eingangsbereich.
Aufgabe
Die Aufgabe sieht eine Erweiterung der Anlage am Plievierpark 9 und die Neuordnung der südlichen Erdgeschosszone vor. Bestehende Strukturen sollen durch An- und Umbauten fortgeführt und verbessert werden.