Wohnblock für die Baugenossenschaft Familienheim München,1926
Architekt: Ludwig Naneder
Ein Münchner Haus
von Matthias Haber
Großformatig und proportioniert.
Repetitiv und differenziert.
Abstrahiert und detailliert.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs herrschte in deutschen Großstädten – ähnlich wie heute – eine enorme Wohnungsnot. Eine Reaktion darauf bildete die Gründung und Förderung von Baugenossenschaften. Die Münchner Vereinigung „Familienheim“ errichtete von 1924 bis 1926 die Wohnanlage an der Gollier-, Ridler- und Astallerstraße nach den Plänen Ludwig Naneders. Von vielen wurden solche Großbauten damals als „Mietskasernen“ gescholten.
Wer diese Anlage für eine Kaserne hält, sollte seinen Pazifismus noch mal überdenken. Die Bebauung gibt ihren Bewohnern Identität und Individualität. Sie verbindet die nachbarschaftlichen und stärkt die städtebaulichen Strukturen.
Die Architektur versucht nicht, eine neue Mode aufzugreifen, sondern zieht Identität aus ihren regionalen und traditionellen Wurzeln. Naneder will nicht besonders sein und ist es gerade deshalb trotzdem. Dazu führt seine Liebe zu Bauformen, die gering geschätzt werden und scheinbar nicht dazu angetan sind, zum Ruhm des Architekten beizutragen.
Matthias Haber, Hild und K Architekten
Zur Person:
Kurz und bündig.
In Matthias Fall kann man getrost sagen, wer viel baut, muss nicht viel erzählen.
Auch er erliegt, wie einige unserer früheren HdM-Autorinnen und Autoren, dem Charme der 1920er Wohnbauarchitektur.
Das wird schon seine Gründe haben…
Siniša „Drago“ Inić, München, 30.01.2019