Wer hat Angst vorm „Hohen Haus“
Als ich Anfang 2014 meinen Arbeitsplatz in die Au verlegt habe, habe ich dieses „Hohe Haus“ entdeckt und mich gewundert, dass ich ihm nicht früher begegnet bin.
Für mich ist es ein besonders gelungenes Beispiel für eine dichte, städtische Wohn-bebauung, die sich selbstverständlich in die stadträumliche Situation dieses Quartiers einfügt. Trotz seiner Masse und Höhe verfügt dieses Haus über eine schlichte Eleganz.
Jedes Mal wenn ich es sehe, denke ich daran, dass wir seit Jahren über Nachverdicht-ung diskutieren und lamentieren, verfassen und jurieren aber zugleich städtebaulich angepasste Beiträge, die den stetig steigenden Bedarf an bezahlbaren Wohnraum zu ignorieren scheinen. Das „Hohe Haus“, für mich eine Gebäudetypologie, die im Zuge der Münchner Nachverdichtungsdiskussion, jenseits der Hochhausdebatte untersucht und diskutiert werden muss.
Zum einen ist diese Haustypologie knapp unter der Hochhausgrenze an sehr vielen Standorten in München stadträumlich denkbar, zum anderen hat sie im Vergleich zum Hochhaus den grossen Vorteil geringer technischer Anforderungen an Erschliessung und Brandschutz, das die wirtschaftliche Realisierbarkeit, auch im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus, gewährleistet.
Das „Hohe Haus“ wäre tatsächlich auch grossmassstäblich eine bauliche Konsequenz aus der demographischen Entwicklung der Stadt München.
Wir Münchner müssen uns folgende Fragen stellen und ehrlich beantworten:
Wollen wir tatsächlich wachsen?
Wollen wir tatsächlich mehr werden?
Wollen wir tatsächlich die Zuwanderung aus Um- und Ausland zulassen und fördern?
Wollen wir tatsächlich anderen Menschen die Chance geben, sich in München niederzulassen und an der wirtschaftlichen Stärke dieser Stadt teilzuhaben?
Falls ja, wundere ich mich, warum es nicht viel mehr von diesen „Hohen Häusern“ gibt…
Siniša Inić