April 2022

dieses mal: Stefan Schumacher
San Cristoforo, Lago di Caldonazzo, Trento, Italien

Dass ich diesem Haus begegnet bin, ist sicher kein Zufall. Aufgefallen ist es mir aber doch erst bei meinem zweiten Aufenthalt am Caldonazzosee, einer von uns geschätzten letzten Station auf dem Rückweg von Italien nach München. Das Valsuganatal östlich von Trento attraktiv gelegen, ist touristisch noch deutlich weniger erschlossen als der nahe gelegene Gardasee.
Ich kann und möchte mich meinem Haus nicht architekturtheoretisch annähern und stelle stattdessen Fragen, phantasiere ein wenig …
Die Familie, der das Haus gehört, stammt aus Trento und man erwarb als Sommerfrische, nicht zu weit entfernt, in den 60er Jahren noch günstig dieses Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Caldonazzosee. Zunächst entstand nur eine großzügige Garage für den damals neu angeschafften Fiat 2300 Deluxe.
Eines Tages wurde also die Garage aufgestockt, der Idee des Wohnstallhauses folgend. Nur, dass jetzt die Abwärme eines Verbrennungsmotors anstelle von Vieh für angenehme Temperaturen in der oberen Etage sorgen sollte … dagegen spricht allerdings die Fuge zwischen Garage und Obergeschoss; wertig schaut das Ganze nicht aus mit dieser Waschbetontreppe und der lieblos eingefassten Veranda, eher wie ein Provisorium, das zur Dauerlösung wurde? Und wie wird es überhaupt genutzt, wie mag es oben aussehen bei so vielen Fenstern, aber doch abgeschottet zur Straßenseite … ein offener Grundriss? Keine Wohnnutzung, sondern Treffpunkt einer geheimen Loge aus Trento … ?

Stefan Schumacher

zur Person:

Stefan Schumacher interessiert sich schon seit vielen Jahren für die »unauffälligen Schauplätze« unserer Städte. Plätze, Höfe, Straßen, die sowohl Individualität als auch Beliebigkeit von Stadtbebauung aufzeigen: Verschachtelungen von Gebäuden, das Aufeinandertreffen banaler Gegenwartsarchitektur mit historisch Gewachsenem, das bisweilen kulissenhaft Künstliche und Kuriose. Seine Fotoarbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und in Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt.

Stefan folgte unserer Aufforderung und hat selbstlos beigetragen. Danke, gefällt uns. Mich persönlich erinnert das Haus ja eher an das Elternhaus des Neffen aus Tati´s „Mon Oncle“.

Thomas Gerstmeir

Foto: Stefan Schumacher

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