dieses mal: Mirko Haselroth
„Das Haus im Walde“
Das 1950 für den bekannten Gartenarchitekten Alfred Reich errichtete Haus stellt das erste Münchner Nachkriegshaus Gsaengers dar und befindet sich auf Grund der vorherigen Nutzung als Fasanengarten zu Schloss Nymphenburg in einer in München einmaligen Lage zwischen hochstämmigen Buchen und Eichen. Vermutlich verlieh die beeindruckende Vegetation auch der Straße den Namen „Im Eichgehölz“ und ließ Gsaenger stets vom „Haus im Walde“ sprechen. Durch die knappen Dachüberstände und die geringe Höhe der Wandflächen duckt sich das kleine Haus geradezu unter die hohen Bäume.
Gsaenger wohnte bereits seit 1926 in dem für sich selbst entworfenen Haus in der Menzinger Straße 125 und somit unweit des zu bebauenden Grundstücks. Für das Landhaus „Im Eichgehölz“ hatten Gsaenger und Reich sich anfänglich noch einen „südlichen Flachbau“ , bei dem der „Garten ins Haus hineinwächst“ für den Bauplatz vorgestellt, jedoch forderte die verantwortliche Baubehörde ein Haus mit einem Giebel.
Gsaenger war der Überzeugung, dass Wohnhäuser zunächst den Zweck des Wohnens und nicht die Repräsentationsansprüche der Bewohner erfüllen sollten. Beim Haus Reich verzichtete Gsaenger auf jegliches Ornament und nutzte allein zweckgebunden Elemente wie die Gartenmauer, das vorgeschriebene steile Dach, die Fensteröffnungen und den außenliegenden Kamin, um so eine „vornehme Ruhe“ in der Gesamtkomposition des Hauses herzustellen. Seine Überzeugung, dass sich die Dinge durch sich selbst ausdrücken, nannte er die „scheinbar moderne Idee der Einfachheit“ und schrieb in einem seiner Aufsätze „Einfachheit sei die schönste Zier“.
2010 nahm das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege das Haus samt Nebengebäude und den von Alfred Reich gestalteten Garten als Gesamtkunstwerk in die nachqualifizierte Liste der Baudenkmäler Münchens auf und sicherte so deren künftigen Erhalt. Das Wohnhaus Reich ist das einzige Wohnhaus von Gustav Gsaenger, welches als „Museum Peter Gehring“ für Besucher öffentlich zugänglich gemacht wurde.
Zur Person:
Mirko studierte Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar und der Technischen Universität München mit Auslandsaufenthalten an der TU Graz und der EPFL in Lausanne. Zur Zeit ist er Korrekturassistent am Lehrstuhl für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege an der Technischen Universität München bei Prof. Hild und Baureferendar am Staatlichen Bauamt in Freising.
Mirko schrieb seine Masterarbeit an der Technischen Universität 2021 mit dem Titel „Gustav Gsaenger 1900-1989 | zwischen Kontinuität und Neubeginn im Münchner Wiederaufbau“.
Wir finden das Haus und den Beitrag einen wirklich gelungen Auftakt ins Jahr 2022.