dieses Mal Andrea Veselá
Nová Doba, Bratislava
In einem Artikel von 1931 heißt es:
„…Die jüngere Generation, die erkennt, dass dieses freudlose, elende Leben das Ergebnis der Lügen und Vorspiegelungen ist, die die Menschheit in den letzten Jahrzehnten beherrscht haben, wird dieses Programm voll ausfüllen. Das Ergebnis dieser Bemühungen wird natürlich auch jene Kreise umfassen, die nicht in direktem Zusammenhang mit den Möglichkeiten der Schöpfung stehen. …“
Dieser viel zu lange Text für viel zu wenig Haus erschien in Nová Bratislava (de: Neue Bratislava) – einer links gerichteten Monatszeitschrift, die zwischen November 1931 und März 1932 in Bratislava veröffentlicht wurde. Es erschienen vier Ausgaben mit Artikeln in slowakischer, tschechischer und deutscher Sprache, der Architekt Friedrich Weinwurm war an der Gründung der Zeitschrift beteiligt. Ab 1924 arbeitete er in einem gemeinsamen Atelier mit dem Architekten Ignác Vécsei. Zusammen waren sie Verfasser mehrerer Wohnhäuser und Wohnkomplexe, u.a. Unitas und Nová Doba (de: Neue Ära) in Bratislava. In Nová Doba wurde das erste Stahlskelett in der Slowakei verbaut. Die 3 Blöcke des Wohnkomplexes wurde stufenweise innerhalb von 8 Jahren (1934 – 1942) erstellt. Eine Freundin – auch Architektin – wohnt da. Sie behauptet, es gäbe nicht genug Tageslicht, auch die Ausrichtung zu der stark befahrenen Straße Vajnorská erhöht nicht die Wohnqualität. Jedoch ist Nová Doba eine der vielen Inseln, aus denen Bratislava entsteht und sie auch ausmacht – und erinnert mich daran, was ich an der Stadt sehr gerne mag: die rudimentären Experimente.
Weiterführende Informationen:
Foto: Olja Triaška Stefanović
zur Person: Andrea ist Verfasserin der unglaublichen Venturiblätter und unzähliger anderer Perspektiven und Schaubilder in unserem Büro. Sie belegt als Studentin der Kunstakademie in München diesen Sommer ein Auslandssemester in Bratislava bei Olja Triaška Stefanović. Wir sind sehr gespannt!
Die Rosenbeete und die Bäume (vermutlich Blaufichte, Schwarzkiefer, Birke und Hainbuche- alle mittlerweile als geeignete Stadtklimabäume anerkannt) gefallen mir recht gut. So wirken die Hausfassaden wie graue Felsen im Park….(die Putzfarbe ist viel schöner als das grelle Weiß der „modernen“ Architektur
Die Wäschetrocknerleinen sind auch fortschrittlich mittlerweile, weil klimaneutral!). Und sie tragen zum Sozialleben bei: die Bewohner treffen sich im Garten auf einen Plausch beim Wäscheaufhängen und wenn dann die Reizwäsche durcheinandergerät, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten! Die Flachdächer könnte man nachträglich mit Photovoltaik belegen und die Fassaden mit Kletterpflanzen im bunten Mix (Clematis montana, Geissblatt, Campsis, Wein, Pfeiffenwinde etc), begrünen. natürliche Isolierung und Lebensraum für weitere Vögel und die Mauereidechse! In der verpönten Blaufichte nisten- geschützt durch die spitzen Nadeln der kleinste Vogel Europas. das Wintergoldhähnchen, in den Ligusterhecken der zweitkleinste, der Zaunkönig und in den Felsfassaden der Mauersegler…..Ein Naturparadies mitten in Bratislava!