Projekt: Sheikh Saeed Al Maktoum House, Dubai, VAE, 1896
Foto: Bernhard Ott, 24.05.2018
Mein Haus des Monats ist eines der ältesten Häuser in Dubai, im Stadtviertel Shindagha am Eingang zum Creek gelegen, jenes für die Stadt und Ihre Geschichte so prägenden Meeresarms.
Der Creek teilt heute den Stadtkern von Dubai, einst wurden an seinen Ufern die ersten Häuser gebaut und auch noch Zelte aufgeschlagen. Als Hafen mit natürlichem Schutz war der Creek die Grundlage für den intensiven Handel mit den Persern auf der anderen Seite des Golfs.
So ist es kaum verwunderlich, dass sich in der Architektur auch Elemente aus der „anderen“ islamischen Kultur finden, die „windtower“ sind wohl aus dem Iran von Händlern aus der gegenüberliegenden Region um Bastak nach Dubai „importiert“ worden.
Für unsere Projekte im traditionellen Stil durfte ich mich intensiv mit den Häusern in Shindagha auseinandersetzen, unter Anleitung meines damaligen Kollegen Peter Jackson, der inzwischen ein Buch über die Windtower veröffentlicht hat und als Berater – sozusagen im Amt für Denkmalschutz – für den Sheikh des benachbarten Emirates Sharjah arbeitet.
Das Sheikh Saeed House ist für mich ein Beispiel für den Charme der arabischen Architektur: Introvertierte Hofhäuser bieten den Bewohner(innen) Schutz vor Einblicken und schaffen eine familiäre Atmosphäre. Errichtet aus den wenigen vorhandenen Baumaterialien schuf man schon damals Häuser, die ohne jeglichen Energieverbrauch angenehm temperierte Bereiche boten.
Die Windtower und auch andere der auf den ersten Blick rein dekorativen Elemente (in den Nischen verstecken sich sog. windcatcher) dienen vor allem der Kühlung und Lüftung der Räumlichkeiten, Fenster nach außen gibt es so gut wie keine, und die „Geländer“ dienen bei hoher Luftdurchlässigkeit zugleich als Sichtschutz.
Die Häuser im historischen Stadtkern, im Einklang mit Klima und Kultur stehen im extremen Gegensatz zur modernen, heute teilweise etwas angestaubten Hochglanzarchitektur, die man im Allgemeinen von Dubai kennt. Die „windtowers“, eine natürliche Klimaanlage, die den Wind als einzige Energiequelle benötigt – im Kontrast zu den modernen, Energie vernichtenden Gebäuden mit vorgehängten Glasfassaden.
Zugleich bezeichnend auch für die neuesten Trends in Dubai, das sich nach dem Sprung in die Moderne mit einer langen Phase von spektakulären bis irrsinnigen Projekten neuerdings wieder einmal umorientiert und ökologische Gesichtspunkte in zaghaften Schritten wieder auf die Tagesordnung bringt. Eco-Hotels, Organic dining, innovatives und ressourcenschonenderes Bauen sind die ersten Anzeichen dafür.
Bernhard Ott
Zur Person:
Bernhard Ott, von uns liebevoll „Otto“ genannt, verband im Studium zwei unterschiedliche Ideen: extremen Pragmatismus und stilbewussten Punk. Zusammengehalten wurde diese Kombi durch einen grundlegenden und von der Pike anerzogenen Humanismus. Immer hilfsbereit und aufgeschlossen war er sehr schnell nicht mehr aus unserer Kommilitonenkombo wegzudenken. Sein papageiartiges Auftreten, manchmal mit knallbunten Kiebitzkamm überhöht, waren uns immer eine Freude.
Geblieben davon ist das wichtigste: Otto selbst und die Freude darüber, dass es ihn gibt.
Thomas Gerstmeir, Juni 2018