Oktober 2021

dieses Mal: Henning Koepke
…auch das ist München:

Wir blicken vom Dach des Olympia Einkaufszentrums auf die Riesstraße 66-74 gen Osten, im Vordergrund das Parkdeck des OEZ’s.
An der Schnittstelle des Olympiaparks und des Olympia-Einkauszentrums in München-Moosach befindet sich die Großsiedlung Olympia-Pressestadt. Errichtet zwischen 1969 und 1972 anlässlich der Olympischen Spiele in München 1972, folgt die monostrukturelle Pressestadt dem funktionalistischen Leitbild der sogenannten Nachkriegsmoderne der 50er bis 70er Jahre. Sie bietet – demokratisch und möglichst gleich verteilt – jedem Bewohner Luft und Sonne. Nachdem die Anlage während der Spiele zeitweise als Unterkunft für etwa 4.000 Journalisten diente, zogen vor nunmehr fast 50 Jahren die ersten dauerhaften Bewohner in die 28 Wohnhäuser ein. Heute leben hier rund 1.800 Menschen. Bei der Planung der Pressestadt war von vorne herein der Gedanke bestimmend, bleibenden Wohnraum zu schaffen. Deshalb beteiligten sich verschiedene Bauherren unter der Federführung der „Neue Heimat Bayern” an der Erstellung der Miet- und Eigentumswohnungen. Sie wurden für die Zeit der Spiele durch temporäre Einbauten zum Teil in kleinere Einheiten zerlegt. In kurzer Zeit entstand eine völlig neue Wohnstadt in Moosach, die heute 1650 Wohnungen, gruppiert in großen Blöcken um drei Höfe, umfasst. Sie war ebenso wie das Olympische Dorf und die Siedlung Neuperlach eines der letzten Großprojekte in Beton-Fertigbauweise, bevor der Ölpreisschock und die Einbrüche im Wohnungsmarkt ein nachhaltiges Umdenken in der Städteplanung bewirkten. Die Architekten der Gebäude waren Alfred Angerer und Alexander von Branca.
Henning Koepke, München, September 2021

zu Person und Beitrag:
Nur 50 Jahre ist das jetzt her. Irgendwas zwischen „nicht mehr sanierbar“ bis „vielleicht eine Idee für die Zukunft“. Ich empfehle einen Besuch der Höfe im „kleinen Bruder des Olympischen Dorfes“. Die sind wirklich gut, seitdem die Bäume so groß sind, dass sie auch über das Parkdeck hinausragen. Würde man die Betonkonstruktion durch Holz austauschen, wäre man wohl – zumindest im Planspiel – voll im Nachhaltigkeitstrend und hätte wohl das größte Problem dieser Anlage gelöst: Heizkosten und Energieverbrauch.
Der dokumentatorische Charakter dieses Beitrages, gepaart mit dem grandiosen Foto ist auf alle Fälle ein Schatz und wird dies auch für die Zukunft sein. Mal schaun, wie wir in 50 Jahren darüber denken, wenn es diese Anlage denn so dann überhaupt noch gibt.
Henning macht seit Jahren viele Fotos für uns. Danke dafür und für den gelungenen Beitrag.
www.henningkoepke.de
Thomas Gerstmeir, Oktober 2021

Foto: Henning Koepke, München